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Podcasts im Unterricht produzieren

Podcasts im Unterricht sind längst keine Neuheit mehr, doch allzu oft beschränken sich die Ergebnisse unter dem Titel „Podcast“ auf einzelne Audiodateien. Dieser Artikel wirft einen kritischen Blick auf diese Praxis und gibt konkrete Tipps, wie ein Podcast im Unterricht nicht nur als isoliertes Audiofragment, sondern als durchdachte Episodenserie entstehen kann.

Was sind Podcasts?

Häufig werden Podcasts im schulischen Kontext lediglich als schnelles Ergebnis betrachtet – ein einzelnes Audiofile, das oft mehrere Schwächen aufweist. Es fehlt an Struktur, inhaltlicher Tiefe und vor allem an der Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen.

Ein Podcast im Unterricht kann weit mehr sein als nur eine Ansammlung von Audiodateien. Durch sorgfältige Planung, Struktur und Kreativität können Schüler:innen lernen, komplexe Themen zu durchdringen und sie gleichzeitig unterhaltsam zu präsentieren. Ein durchdachter Unterrichtspodcast ist nicht nur ein Zeichen von Medienkompetenz, sondern auch von vertieftem Verständnis für das gewählte Thema.

Hierzu lohnt sich auch die Folge BTX034 aus dem Bildungstaxi!

Podcasts sind digitale Audio- oder Videodateien, die regelmäßig erstellt und veröffentlicht werden, um ein spezifisches Publikum über das Internet zu erreichen. Sie decken eine breite Palette von Themen ab, darunter Nachrichten, Bildung, Unterhaltung, Technologie, Kunst und Wissenschaft. Dazu aber weiter unten mehr.

Tipps für einen gelungenen Unterrichtspodcast:

  • Themenwahl und Recherche: Schüler:innen sollten ein Thema wählen, das sie wirklich interessiert. Eine gründliche Recherche ist entscheidend, um fundierte Inhalte zu präsentieren.
  • Strukturierte Planung: Jede Episode sollte eine klare Struktur haben – Einführung, Hauptteil und Schluss. Dies fördert das Verständnis und die Aufmerksamkeit der Hörer.
  • Erzähltechniken einsetzen: Nutzen Sie verschiedene Erzähltechniken, um den Podcast lebendig und ansprechend zu gestalten. Interviews, Umfragen oder Audioelemente können eingebaut werden.
  • Teamarbeit fördern: Lassen Sie Schüler:innen in Teams arbeiten, um die Verantwortung zu teilen. Dies fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch unterschiedliche Perspektiven.
  • Feedback und Verbesserungen: Regelmäßiges Feedback ist essenziell. Schüler:innen sollten nicht nur Lob, sondern auch konstruktive Kritik erhalten, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.
  • Technische Aspekte nicht vernachlässigen: Vermitteln Sie grundlegende Audioaufnahmetechniken und -bearbeitung. Gute Tonqualität ist entscheidend für die Professionalität des Podcasts.

Wie können Podcast-Audios produziert werden?

Zu letzterem Aspekt möchte ich das Setup der MMBbS näher vorstellen. Dieses basiert auf dem Rodecaster Pro (I), welcher ein Mischpult und eine Aufnahme-Station in einem Gerät darstellt. Es gibt entsprechende XLR-Mikrofoneingänge, Kopfhörerausgänge und Regler für vier Gesprächspartner. Außerdem können Computer-Audio oder Bluetooth als Eingangssignal verarbeitet werden. Abgerundet wird das Gerät auch durch Buttons für bspw. Jingles aber insbesondere durch eine durchdachte und gut funktionierende Möglichkeit der Einstellungen rund um Audio. Wir haben an den MMBbS dazu entsprechende Studiokopfhörer, Mikrofonständer und Speichermedien besorgt. Zwei Sets stehen an der Schule zur Verfügung, eines mobil im Koffer und eines in einem eigens eingerichetetem Studio. Auf diese Weise wird die Motivation stark gesteigert, da niederschwellig sehr gute Audio-Qualität erreicht werden kann.

An den MMBbS erhalten die Schüler:innen einen Adobe CC-Account, sodass bspw. das neue KI-basierte Adobe Podcast oder auch der klassische Adobe Audition zur Verfügung stehen. Diese erlauben es die Soundqualität noch weiter zu verbessern und den Audioschnitt durchzuführen. Effekte, Filter und auch Werkzeuge zur Rausch- bzw. Störungsreduktion können mit den Programmen eingesetzt werden.

Wie können Podcasts veröffentlicht werden?

Für die Veröffentlichung eines Podcasts bietet sich ein WordPress als Plattform an, welches die Episoden aufführt. Gespeichert werden sollten die Podcastfolgen ggf. in einem separaten File-Server. Für die Verwaltung der Podcastepisoden finde ich den Podlove Publisher unschlagbar. Dieser ermöglicht ein professionelles Setup bei übersichtlichem Aufwand. Die Folgen werden mit Titel, Beschreibung, Episodenbild, Shownotes, Web-Player und vielem mehr professionell gehostet.

Wer das ganze ausprobieren möchte kann bspw. in Docker ein WordPress und als File-Storage einen nginx-Webserver aufsetzen (letzterer muss beim autoindex aktiviert sein).

Nutzung des Podlove Publishers

Die WordPress-Instanz kann dann wiederum über das Plugin Password-Protect geschützt werden, wenn dies gewollt ist. Dann sind die Podcastfolgen lediglich direkt als MP3 über den Link erreichbar oder im Gesamtpaket über die geschützte WordPress-Seite. Wie weiter oben beschrieben sollte aber ein Podcast wenn dieser seinem Namen gerecht werden soll, gerne öffentlich gestellt werden. Hierzu sind rechtliche Rahmenbedingungen hinsichtlich der Veröffentlichung von Handlungsergebnissen der Schüler:innen zu beachten. Schauen wir uns an, wie es darum steht, Podcasts nur klassenintern zu veröffentlichen:

Pro:

  • Datenschutz und Privatsphäre: Klasseninterne Veröffentlichungen gewährleisten einen höheren Datenschutz, da persönliche Informationen und Diskussionen innerhalb der Schulgemeinschaft bleiben.
  • Lernumgebung: Schüler können in einem geschützten Raum experimentieren und lernen, ohne sich um mögliche externe Kritik oder Missverständnisse sorgen zu müssen.
  • Lehrer-Kontrolle: Lehrer:innen haben eine bessere Kontrolle über den Inhalt und können sicherstellen, dass er den pädagogischen Standards entspricht.

Contra:

  • Begrenzte Reichweite: Klasseninterne Podcasts erreichen nur die Schüler:innen und Lehrer:innen der eigenen Schule, was die Möglichkeit zur Vernetzung und zum Austausch mit einer breiteren Community einschränkt.
  • Verpasste Lernchancen: Die Öffentlichkeit bietet die Chance auf Feedback von Außenstehenden, was den Lernprozess vertiefen und die Schüler auf verschiedene Perspektiven vorbereiten kann.
  • Motivation: Die Aussicht darauf, dass ihr Werk von einer größeren Zuhörerschaft gehört wird, könnte die Motivation der Schüler:innen steigern.

Wie können Podcasts bewertet werden?

Aus meiner Sicht bieten sich viele Zwischenergebnisse bereits an, lernprozessbegleitend zu bewerten. Im dritten Ausbildungsjahr der IT-Berufe gibt es jeweils ein Lernfeld, welches die Arbeit in Projekten betrifft. Hier könnte der Podcast sicherlich sinnvoll eingebunden werden. Handlungsergebnisse, die sich zur Bewertung anbieten sind bspw. ein Episoden-Konzept, die Audio-Aufnahme selbst, die Shownotes, die Veröffentlichung über das WordPress-Plugin Podlove Publisher und ähnliches.

Konzept der Shownotes

Die Shownotes sind eine textuelle Zusammenfassung und Ergänzung zu einem Podcast. Sie dienen dazu, den Hörern weitere Informationen zu bieten, die über den reinen Audioinhalt hinausgehen. Die Shownotes sind üblicherweise auf der Website oder der Plattform des Podcasts verfügbar und können auch in der Podcast-App angezeigt werden. Wenn ein Raster zur Bewertung dieser herangezogen werden soll, könnten die folgenden Punkte als Prüfkriterien dienen:

  • Inhaltszusammenfassung: Eine kurze Übersicht über die behandelten Themen und Diskussionen in der jeweiligen Podcast-Episode.
  • Zeitstempel (Timestamps): Angaben zu bestimmten Zeitpunkten im Podcast, die mit spezifischen Themen oder Abschnitten korrespondieren. Das ermöglicht es den Hörern, direkt zu interessanten Stellen zu springen.
  • Links und Ressourcen: Verweise auf weiterführende Informationen, erwähnte Artikel, Bücher, Websites oder sonstige Ressourcen, die im Podcast besprochen wurden.
  • Gäste: Informationen über die Gäste im Podcast, inklusive ihrer Hintergründe, Expertise und eventueller Kontaktmöglichkeiten.
  • Kontaktinformationen: Möglichkeiten für die Hörer, mit den Podcast-Produzenten in Kontakt zu treten, sei es über soziale Medien, E-Mail oder andere Kanäle.
Beispiel eines professionellen Podcast-Auftritts von Tim Pritlove / Forschergeist

Die Shownotes sind eine wichtige Ergänzung, um die Interaktivität und den Informationsgehalt eines Podcasts zu verbessern. Sie bieten den Hörern einen klaren Mehrwert, fördern die Transparenz und ermöglichen es, die besprochenen Themen weiter zu vertiefen. Im schulischen Kontext könnten auf diese Weise auch interdisziplinär zwischen den Ausbildungsberufen Kontakte entstehen.

Nachbetrachtung der Podcasts

Wenn das Medium Podcasts begleitend mit den Schüler:innen analysiert werden soll, bieten einige Aspekte hierzu gute Gesprächsgrundlagen. Anhand der o.g. Definition von Podcasts weisen diese verschiedene Eigenschaften auf, die als Anknüpfungspunkte für wirtschaftliche, technische, kulturelle oder auch politische Betrachtung in Frage kommen:

  • Abonnement-basiert: Hörer können Podcasts abonnieren, um automatisch neue Episoden herunterzuladen oder zu streamen, sobald sie veröffentlicht werden. Dies ermöglicht eine regelmäßige und bequeme Aktualisierung der Inhalte.
  • On-Demand-Zugriff: Podcasts bieten die Flexibilität, Episoden jederzeit und überall abzurufen. Hörer können Inhalte streamen oder herunterladen, um sie offline zu hören.
  • Vielfältige Formate: Es gibt unterschiedliche Podcast-Formate, darunter Interviews, Diskussionen, Erzählungen, Lehrveranstaltungen und mehr. Diese Vielfalt ermöglicht es den Produzenten, kreativ mit der Art und Weise umzugehen, wie sie ihre Inhalte präsentieren.
  • Unabhängigkeit von traditionellen Medien: Podcasts bieten eine Plattform für unabhängige Produzenten, Experten, Enthusiasten oder Unternehmen, um Inhalte zu erstellen und zu teilen, ohne von traditionellen Medienunternehmen abhängig zu sein.
  • Zugänglichkeit für Nischeninteressen: Podcasts ermöglichen es, Nischenthemen und spezielle Interessen anzusprechen. Hörer können Podcasts finden, die genau ihren Interessen entsprechen, von kleinen Hobbythemen bis zu umfassenden Fachgebieten.
  • Interaktion und Community: Viele Podcasts fördern Interaktion durch soziale Medien, Foren oder Live-Events. Dies schafft eine Gemeinschaft von Hörern, die sich über die besprochenen Themen austauschen können.
  • Einfache Produktion und Veröffentlichung: Mit geringem technischen Aufwand können Podcast-Produzenten ihre Inhalte erstellen und über Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder eigene Websites veröffentlichen.

Finanzierung von Podcasts

Auch gut für die wirtschaftliche Betrachtungsweise hinsichtlich digitaler Geschäftsmodelle bietet sich das Thema der Finanzierung von Podcasts in der Praxis an. Podcasts können sich auf verschiedene Arten finanzieren, abhängig von den Zielen der Content-Ersteller und der Größe ihrer Hörerschaft. Um einige zu nennen:

  • Werbung und Sponsoring: Viele Podcasts integrieren Werbespots oder haben Sponsoren, die für Werbung bezahlen. Dies kann auf CPM (Cost Per Mille), CPC (Cost Per Click) oder CPD (Cost Per Download) basieren.
  • Patreon und Crowdfunding: Plattformen wie Patreon ermöglichen es Hörern, ihre Lieblingspodcasts finanziell zu unterstützen. Podcaster bieten oft exklusive Inhalte, Bonusmaterial oder andere Anreize für Unterstützer.
  • Mitgliedschaftsmodelle: Einige Podcasts bieten kostenpflichtige Mitgliedschaftsmodelle an, bei denen Hörer für den Zugang zu exklusivem Content, frühem Zugriff auf Episoden oder anderen Premiumvorteilen zahlen.
  • Merchandising: Der Verkauf von Merchandising-Artikeln wie T-Shirts, Tassen oder Aufklebern kann eine zusätzliche Einnahmequelle für Podcasts sein, insbesondere wenn sie eine engagierte Fangemeinschaft haben.
  • Live-Shows und Events: Podcasts können Einnahmen durch Live-Auftritte, Veranstaltungen oder Meet-and-Greets generieren. Der Verkauf von Tickets und Merchandising bei solchen Gelegenheiten trägt zur Monetarisierung bei.
  • Affiliate-Marketing: Durch Affiliate-Marketing können Podcasts Provisionen für Produkte oder Dienstleistungen erhalten, die über spezielle Affiliate-Links beworben werden. Die Einnahmen hängen von den Verkäufen ab, die über diese Links generiert werden.
  • Lizenzierung von Inhalten: Einige Podcasts können ihre Inhalte an andere Plattformen, Medienunternehmen oder sogar für die Verwendung in anderen Formaten lizenzieren, was zusätzliche Einnahmen generiert.
  • Bezahlte Kooperationen und Beratungsdienste: Erfolgreiche Podcast-Hosts können auch für bezahlte Kooperationen oder als Berater für Unternehmen und Marken tätig werden, die von ihrer Expertise oder Reichweite profitieren möchten.

Schlussgedanken

Zusammenfassend ermöglichen selbst erstellte Podcasts von Schüler:innen eine kreative Auseinandersetzung mit einem Thema. Die tiefe Recherche fördert kritisches Denken und Informationsbewertung. Selbstständiges Lernen wird durch die Entwicklung von Fähigkeiten wie Interviewführung und Audiobearbeitung unterstützt. Die Notwendigkeit klarer Kommunikation und Präsentation stärkt diese Fähigkeiten zusätzlich. Teamarbeit fördert Zusammenarbeit und Ideenaustausch. Kritische Reflexion über den Schaffensprozess wird angeregt, und die Vielfalt der Darstellungsformen erlaubt eine breite Palette von Ausdrucksmöglichkeiten. Authentizität in der Stimme fördert die Identitätsbildung. Insgesamt bieten Podcasts eine multidimensionale Erfahrung, die über traditionelle schriftliche Aufgaben hinausgeht und Schüler:innen eine praktische Möglichkeit bietet, Wissen zu teilen und zu vertiefen.

PS

Wer bis hier her gelesen hat, hat sich den Zugriff auf mein Bewertungsraster mit Kriterien für Podcasts (.xlsx-Datei) verdient 😉